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Titel: Blüten des Südens 3: Briefwechsel
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Autor:  Arya [ So 22. Aug 2021, 07:16 ]
Betreff des Beitrags:  Titel: Blüten des Südens 3: Briefwechsel

Zitat:
Wo: Falkenwacht, zum rostigen Stiefel
Wann: Etwa 1 Monat vor der Expedition



Beim Arsch des Avatars, noch mal ein Glücksgriff, dachte Char und warf sich den vierten Klaren an diesem Mittag in den Rachen, ehe er das Glas mit einer Vorsicht auf den Tisch stellte, die man von einem so kräftigen Mann nicht erwartet hätte. Es gehörte zu Chars Prinzipien, seine leeren Gläser nicht verkehrt herum hinzustellen.
Dann hob er die Hand und winkte das dürre Mädchen zu sich. Sie starrte ihn an wie ein Sommersiedler einen Xerikan, aber sie musste die Neue sein. Er winkte noch mal, dieses Mal mit mehr Nachdruck. Die ist ja helle wie ‘ne Nacht bei Neumond… na ja, dümmste Bauern und so… - hier machte Char sich keine Sorgen, dass ihn die Hohen Herren erwischen könnten. Seidenkleidchen und Samtwämse mit Goldknöpfen passten nicht in Kneipen, die ‘Zum Rostigen Stiefel‘ hießen und in denen es Klaren und verwässertes Bier und vielleicht noch eine Schale pampigen Getreidebrei für ‘ne Handvoll Kupfer gab… nay. Und selbst wenn, ich hab ja nix gemacht.
Neumond hatte ihn erreicht und damit sie nicht vor ihm stehen blieb, deutete er auf den Platz neben sich. Sie war jung genug um zweimal seine Tochter zu sein. Auf jeden Fall auf dem Kontinent geboren. Vielleicht sogar im Süden? Char war schlecht in diesen Dingen, aber die Möglichkeit eine geborene Südsiedlerin vor sich zu haben, hob seine Laune.
„Nu,“ brummte er, freundlicher als er sich vorgenommen hatte. „Was willst du kaufen?“
Keine Antwort, nur große, runde Rehaugen, die ihn voller Unverständnis anstarrten.
Char runzelte die Stirn. Die gute Stimmung zwickte ihn jetzt in den Magen wie eine düstere Vorahnung. Zu früh gefreut? Aber nay, sie musste die Neue sein. Was sonst sollte sie hier um diese Zeit suchen, während draußen die Sonne brannte und jede Hand auf den Feldern und in den Gärten gebraucht wurde?
„Ich… ich habe den Brief!“ platzte es so laut aus dem Mädchen heraus, dass Char instinktiv die Augen durch den Raum warf um zu sehen, ob sie jemand gehört haben könnte. Doch sie waren allein. Ein großer Vorteil vom Stiefel...
„Ich glaube, du vertust dich, Kind.“ grollte er zurück, als er sicher war, dass der Wirt nicht doch irgendwo in den Schatten lauschte. „Ich verkauf‘ Felle und so‘n Zeugs. Wenn du nix kaufen willst, kann ich dir nicht helfen.“
Das Unverständnis wurde zu Verwirrung und ein feuchter Glanz füllte die Rehaugen. Beim Kreislauf, Mädchen, du hast gleich mehr Grund zu weinen als du denkst… komm schon, so hohl kann man doch nicht sein… sag‘ die Formel. Du bist zu jung um in Terras Schoß zurück zu kehren...
„Nu, was? Bist du sicher, dass du nichts von mir kaufen willst?“
Und, aye, da! Wie eine Knospe nach dem Regen erblühte erst Verstehen, dann putterrote Scham in dem jungen Gesicht.
„Ich… ja, stimmt… - ich brauche fünf Felle. Ich habe eine Liste.“ sie reichte ihm ein gefaltetes und versiegeltes Briefchen, das er zügig in seiner Gürteltasche verschwinden ließ.
„Ich schau, was ich machen kann,“ antwortete Char und dann hob er die Stimme und rief: „Aye, Wirt, ich hab Durst!“
Das Mädchen blickte erwartungsvoll. „Wollt Ihr nicht… nachsehen was drin steht?“ nun flüsterte sie.
„Wieso? Du hast mir doch gesagt, dass du fünf Felle brauchst. Also nehm‘ ich an, es steht drin welche Felle das sein sollen, oder?“ Bei den Smaragdsängern, doch kein Glücksgriff. Wie umnachtet kann man sein?
„Aber Firon hat gesagt, dass die Sicherheit der Nyame-“ der Rest wurde von Chars dröhnend falschem Lachen übertönt. Er schlug mit der Hand auf den Tisch, dass das Schnapsglas einen Satz machte und dann hämmerte die andere Hand auf die schmalen Schultern, dass es dem Mädchen die Luft aus den Lungen trieb.
„Firon, der alte Saufkopp, da hat er dich schön dran gekriegt! Du bist nicht so helle, nay? Guter Scherz, großartig! Aber jetzt ist genug. Ich hab Durst. Wo ist denn der verdammte Wirt?“
Chars kräftige Hand krachte noch zwei, drei Mal auf den Rücken des Mädchens, ehe sie, vielleicht einem Instinkt folgend, von ihm zurückwich und mit Tränen in den Augen zur Tür eilte.
Tut mir Leid, Neumond, aber ich tu‘ dir einen Gefallen… du bringst dich nur um, Mädchen… und die Mission in Gefahr…
Wenn er Firon das nächste Mal sah, überlegte Char als der Wirt endlich auftauchte um ihm den fünften Klaren des Tages einzuschenken, dann würde er ihm sagen, dass sie wieder mehr ältere Siedler mit mehr Lebenserfahrung rekrutieren sollten. Aye, das würde er tun.
...
Und der Wirt würde an diesem Abend wieder einmal seinen Sohn mit einer kurzen Notiz zum Herrn von Falkenwacht schicken, um ihn über das seltsame Gespräch zu informieren, das er belauscht hatte.

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