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 Betreff des Beitrags: (Kurzgeschichte) Kapitel 1 – Nicht Wahrhaben Wollen
BeitragVerfasst: Do 15. Aug 2019, 09:39 
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Registriert: Do 19. Mai 2011, 08:23
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Kapitel 1 – Nicht Wahrhaben Wollen
Chroniken von Lares-Edorian Feynholdt

Wem die fünf sakralen Elemente eine große Aufgabe zugedacht haben, dessen Herz und Willen zermürbt er erst durch Leid...

Lares-Edorian stutzte. Worte. Gedanken. Bilder. Erinnerungen.

Wenn er im Lichte saß, unter dem großen Zeltdach, im Kerzenschein, umgeben von den Farben Rot und Weiß und Schwarz, der Kelch auf dem Schwertkreuz, die gebrochenen Ketten, in der Mitte so großartiger sterblicher Krieger und Kriegerinnen, dann erschien alles so wie es sein sollte. Getragen von ihren Gefühlen und der Euphorie nun wieder ein Orden zu sein mit einer Aufgabe in dieser Welt, der Orden der Ewigen Schwerter, dessen Klingen rostig und schartig geworden waren, zerbrochen und nun wieder neu geschmiedet...

Durch seine Hand.

Es war sein Opfer, welches das Ahnenmark erwachen ließ. Es war an der Zeit:

"Ewige Schwerter. Ich bin das Geliebte Kind Terras, der Mitray'kor der Stärke – oder was von ihm übrig ist. Der Aspekt der Liebe Ignis ist in der Schöpfungsliebe Terras aufgegangen und durch mein Opfer konnte Chata'ya, die Tochter der Manca'Chattra, nur überleben und durfte weiterexistieren. Und nun blicke ich auf euch, sehe es in euren Augen, höre es im Klang eurer Stimmen: Das Schwert der Elemente ist rostig, schartig geworden und gebrochen. Doch die Zeit der Buße ist vorbei. Diese Welt braucht den Orden der Tivar Kharassil, ihr seid die Speerspitze im Kampf gegen unsere Feinde. Diese Klinge muss wieder neu geschmiedet werden und scharf sein, geführt von elementtreuer und rechtschaffener Hand. Diese Welt braucht keinen halben Mitray'kor, ich klammere mich nicht an meine Existenz..."

Was hatte er nur getan?

Lares-Edorian hatte den Rest seiner Existenz aus sich selbst heraus gerissen, man musste einen kranken Ast abschneiden, damit neues aus seinem Stamm erwachsen konnte. Nicht wahr?

Alles musste ein Ende haben, seine Existenz gehörte nicht ihm selbst und selbstlos war seine Tat.

Doch was nun?

Die Smaragdsänger blickten nicht mehr an diesen Ort, schon eine ganze Weile nicht mehr und sie würden ihn auch nicht mehr wiederfinden. Er war verloren. Er war allein - und er war am Leben.

Doch fragte er sich warum?

Er sollte nicht mehr am Leben sein müssen, sein Leiden hatte lang genug gedauert und die einzige Hoffnung welche ihn lange Zeit am Leben hielt, war jene, dass kein Leid und keine Qual in dieser Welt ewig andauern und er Erlösung finden würde im Ewigen Kreislauf. Doch war es nicht endlich an der Zeit gewesen für ihn? Hatte er nicht genug gelitten? Oder durfte er nicht sterben, hatte er sich mit den Smaragdsängern nun verworfen? War es nun mehr keine Bestimmung mehr sondern eine Strafe am Leben zu sein?

Er hatte darauf noch keine Antwort.

Mit dem Schwert in der Hand blickte er aufs Feld hinaus.

Er hatte sich sogleich wieder in Kämpfe gestürzt, mutlos, geschwächt, gebrochen. Aber er konnte nichts anderes, er war nichts anderes mehr als ein Krieger, also suchte er noch immer das Heil oder den sicheren Tod in der Schlacht:

"Ich halte mich an meinem Schwert fest: Und so lange es einen Feind gibt auf den ich es richten kann, richte ich es zumindest nicht gegen mich selbst..."

Erinnerungen. Gefühle. Gedanken. So schwach, so hilflos, so ratlos, so mutlos und so unstet hatte er sich lange nicht mehr gefühlt. Was war nur geschehen mit ihm? Schwer war es zu greifen.

Die Gemeinschaft konnte ihn auffangen. All diese großartigen Seelen welche ihm mit Dankbarkeit begegneten, ihm sagten, dass er einen Platz in ihrer Mitte hatte, einen Platz in dieser Welt, noch immer, nach alle dem...

Und doch verhallten ihre Stimmen so schnell, schneller als er es vermochte sie und das Gefühl festzuhalten. Am Ende blieb er allein, erfüllt von einer Leere welche durch nichts zu füllen war. Das Gefäß hatte Löcher bekommen, alles was man hinein füllte ran durch sie hindurch. Nichts blieb zurück. Nicht mal ein Tropfen. Nur eine entfernte Erinnerung, ein Echo, von Dunkelheit eingehüllt, verschlungen, vergangen:

"Wo Worte tropfen in ein Meer der Stille, kann kein Licht geboren werden: Denn am Ende vom Tag bin ich doch allein. Denn Worte verlieren sich, finden keinen Halt, stürzen in die Leere und von dem was war, nichts verbleibt."

_________________
Lares-Edorian Feynholdt

"Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft – vielmehr aus unbeugsamen Willen."

(Mahatma Gandhi)

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