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 Betreff des Beitrags: Im Waldmeer...
BeitragVerfasst: Di 18. Jun 2019, 20:54 
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Registriert: Sa 5. Sep 2015, 20:57
Beiträge: 292
Wohnort: Brokeloh
Es war ein gleißender und heißer Mittag diesen Frühsommers.
Der blaue Himmel hinderte die Sonne keineswegs daran ihre Muskeln spielen zu lassen.
Die Bäume des Waldmeeres tanzten im lauen warmen Wind und unter dem Blätterdach herrschte eine stickige Wärme.
In einer wurzelgesäumten Senke, dicht neben einer alten knorrigen Eiche hockte, im Schatten der Baumkrone, ein Mann in grünen Kleidern.
Er blickte im Schutz der Senke auf eine schmuddelige Karte und ein paar verwitterte Notizen, die er in einer kleinen Gürteltasche dabei hatte.
Seine Beine waren von der Sohle bis zum Knie mit hohen Hirschlederstiefeln geschützt, an denen mehrere kleine Taschen befestigt waren, in denen man kleine Gegenstände wie Tränke oder Verbände mitführen konnte.
Sein brünierter Herzpanzer und die ledernen Schultersegmente waren neben seinen Armschienen aus braunem Leder die einzigen Rüstungsteile, die erkennbar waren.
Sein Haupt war verdeckt durch eine grüne Kapuze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte.
Neben ihm am Boden lagen die Überreste eines zerfledderten Kriegers des ewigen Heerwurmes aus dessen Brustkorb ein langes und wuchtiges Zweihandschwert ragte, auf dessen Parier eine goldene Lilie prangte.
Auch wenn die Waffe mit Ruß eingerieben war, so konnte man dennoch das rote Griffleder und das Gold hindurchdurchschimmern sehen.
Nachdem der Krieger die Zeilen überflogen hatte und nach flüchtigem Blick in die Karte beides verstaute, stand er auf und entfernte mit einem schmatzend schabendem Geräusch die große Klinge aus dem toten Leib
Zum verbrennen hatte er nicht die Mittel und auch keine Zeit.
Er richtete kurz seine Armschienen, schulterte das Großschwert ehe er die Senke verließ und marschierte nach Norden.
Sein Blick, der bislang hart und fokussiert war, veränderte sich leicht als seine Augen über das Blätterdach der mittlerweile voll belaubten Bäume des Waldmeeres schweiften.
Er fragte sich, welcher Tag es war und ob sie bereits in Holzbrück angekommen war.
Vielleicht irrte er in seinem Zeitgefühl auch so arg, dass sie bereits um die Krone focht.
In Gedanken versunken berührte seine rechte Hand ein Stück gefaltetes Papier, welches in seinem Herzpanzer klemmte.
Als er seine unbewusste Handlung bemerkte stockte er und blieb stehen.
Sein Schwert stach er in den lockeren Waldboden, bevor er sich zwischen den dicken Wurzeln eines alten Weidenbaums niederließ.
Er schlug die Kapuze zurück und fuhr sich mit der Hand durch die mittlerweile verhältnismäßig langen Haare, die in den tanzenden Sonnenstrahlen zu glänzen schienen.
Dann nahm er das Schriftstück, entfaltete es und begann es zu lesen, wie er es in den letzten Wochen schon oft getan hatte.
Das Papier zeigte eine feine geschwungene Handschrift.

Während er las erinnerte er sich.
An die wachen Nächte in der Spiegelwelt, an den Nebel nach der gewonnenen Schlacht um die Weltenschmiede, an den Maskenball, an all die Lichter, an die ganzen Geschichten, an sie.
Er hatte es ihr nie gesagt, doch er hatte sofort verstanden dass er niemals mit ihr hätte auf diesem Weg gehen können.
Zu verwundbar hätte er sie dadurch gemacht.
Sein Platz war bei Ihr, doch nicht an dieser Stelle.

Nachdem der Brief wieder an seinem Platz verstaut war blickte er auf den Saum seines Wappenrocks, wo sein aufgenähtes Amtswappen des Reiches auf rotem Grund auf dem ansonsten grünen Stoff hervorstach.
Er schnaubte kurz bevor er den Stoff so umschlug, dass er es nicht mehr sehen brauchte.
Hier in der Orientierungslosigkeit des Waldmeeres kam es ihm surreal vor ein Amt für das zu brauchen, was er gerade tat.
Ein Geräusch von einem Stiefel der Geäst zertrat ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken.
Jemand hatte sich ihm von der rückwärtigen Seite der Weide genähert.
Selbst der kleinste Fehltritt konnte in dieser, derzeit lebensfeindlichen Umgebung, ernste wenn nicht gar entgültige Folgen haben.
Er sprang hoch und machte einen Ausfallschritt auf seine Klinge zu.
Diese entriss er aus der Erde und wirbelte sie sogleich aus einer Drehung seinem Angreifer entgegen.
Die Klinge kam noch in der Luft zum stehen, nachdem der Ritter bemerkt hatte wer sich dort genähert hatte.
Vor ihm stand einer seiner Späher.
Hoher Meister, ich bringe einen schriftlichen Befehl des Thul'Heen. Ihr sollt umgehend Eure Suche nach den Verfemten hier beenden und mit halber Legionsstärke an die Eiswacht verlegen.
Alle weiteren Informationen sind vertraulich und nur für Eure Augen bestimmt.


Der Ritter nickte nur knapp, nahm die Schriftrolle und las sich die Befehle seinen Herrn und Waffenbruders durch.
Nun denn, dann feiern wir wohl an der Eiswacht die Krönung unserer neuen Nyame.
murmelte er zu sich selbst

_________________
Was für ein Mann ist ein Mann, wenn er nicht die Welt verbessern will...

Niemals vergeben, niemals vergessen!
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