An Ihre Heiligkeit Shanna aus Lichtensee, ehrenwerte Nyame des Südlichen Siegels
Geschätzte Shanna,
es hat einige Zeit gedauert, bis dein Brief mich erreichen konnte. Ich freue mich dich und die Hauptstadt wohlauf zu wissen, wurde die mir anvertraute Provinz doch von einigen der erwähnten Katastrophen hart getroffen.
Doch zunächst die guten Nahrichten. Sofern mir bisher bekannt, hat Neu Silvanien nur wenige Tote zu beklagen. Es gibt zwar viele Verletzte, aber wir dürfen den sakralen Elementen danken das sie schützend die Hand über uns gehalten haben. Dahingehend hätte es uns deutlich schlimmer treffen können. Leider enden hier die guten Nachrichten auch schon, bis auf die Tatsache, dass den Sturmfluten offenbar auch mindestens eins der von uns entdeckten Winterlager der Skargen zum Opfer gefallen ist.
Die Sturmfluten, die entlang der Küstenlinie mehrfach aufgetreten sind, haben die kleine Hafenstadt Edorain hart getroffen. Fast die Hälfte der Häuser, viele Fischerboote und sogar einige Ställe wurden zerstört oder sind eingestürzt. Drei Fischer werden bis heute noch vermisst. Das größte Problem der Verbleibenden ist der Hunger, da sich während diesen stürmischen Zeiten kaum noch jemand zum Fischen aufs Meer traut und die nahegelegenen Flüsse und Seen zur Nahrungsversorgung nicht ausreichen. Ich habe einige Vorräte aus Istan Sylvana dorthin verlegen lassen. Der Weg ist zwar nicht allzu weit, aber die Wege entlang der Küste sind ebenfalls in keinen guten Zustand.
Der Hauptstadt Istan Sylvana geht es den Umständen entsprechend gut. Die Sturmfluten waren in der großen Bucht zwar in der Lage Teile der Stadt zu überfluten, jedoch stand das Wasser zu keiner Zeit höher als kniehoch. Die Erdbeben die dort zu spüren waren, brachten Häuser und Türme zum Einsturz und ein Teil der Stadtmauer fiel ihnen zu Opfer. Die Reparaturarbeiten sollen beginnen sobald die Stadt wieder aufgeräumt ist und sich das Wasser vollständig zurückgezogen hat. Für die von mir vor einigen Jahren angelegten Felder und die Kornkammer des Südens war es verheerend. Nur das Getreide in den Kornspeichern konnte gerettet werden, die gesamte Ernte aus diesem Jahr ist verloren. Zwar haben die Bauern ihr Bestes versucht, aber während der Wirbelstürme und des vielen Regens ist das Korn fast vollständig verfault.
Mit das größte Problem stellt die große, und einzige, Handelsstraße entlang der Berge von Istan Sylvna zum Ignistrutz dar. Fast auf der gesamten Länge der Strecke ist durch schlammige Passagen und hunderte umgestürzter Bäume der Weg nicht passierbar. Mit dem Herbst vor der Tür wird es wohl noch Monate dauern bis diese Straße wieder normal zu benutzen ist, was sowohl die Versorgung als auch auf die Verlegung militärischer Truppen nahezu unmöglich macht.
Entlang der Waldgrenze konnten die Patroullientätigkeiten zwar aufrechterhalten werden, aber nur mit starken Einschränkungen. Weiterhin zu beklagen sind große Beschädigungen an der Auenfeste durch Wirbelstürme, eingestürzte Teile von Höllfrosts Wacht, ein Teileinsturz eines Stollens der Kupfermine am Ignistrutz sowie Gerölllawinen nach einem der Erdbeben, einige Waldbrände nach Blitzeinschlägen. Von der Baustelle für einen Tiefwasserhafen nördlich von Höllfrosts Wacht haben wir seit Wochen keinerlei Nachricht und müssen daher vom Schlimmsten ausgehen. Höchstwahrscheinlich ist sie vollständig zerstört.
Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass in Neu Silvanien bis auf Werkzeuge und Eisen und solche herzustellen, keine Güter benötigt werden. Nahrung und Baumaterial sind vorhanden, jedoch wird es noch viele Monate dauern bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist und an die Produktion von Gütern überhaupt wieder zu denken ist. Außerdem steht uns ein harter Winter mit strenger Rationierung bevor.
An Waren anbieten können wir als Provinz zwei Schiffsladungen Bauholz, für die wir jedoch keinerlei Transportmöglichkeit haben. Nach Abzug der Nahrung aus den Kornspeichern, die wir Ignis sei Dank haben errichten lassen, der für die Provinz benötigt wird sind es weiterhin fünf Schiffsladungen Nahrung die ich in die Hände des Herrscherhofs geben kann. Alle Waren werden nach Istan Sylvana gebracht oder befinden sich bereits dort.
Da hier die wichtigsten Entscheidungen getroffen sind, werde ich deiner Bitte nachkommen und mich unmittelbar auf den Weg nach Pallas Kronion machen. Ich hoffe dich und die anderen Provinzkönige dort zu sehen.
Möge das Licht der heiligen Herrin uns in diesen dunklen Zeiten den Pfad erhellen,
Mit besten Wünschen Eron von Grauenfurt
_________________ Provinzkönig der 8. Provinz Neu Silvanien
In Taubheit geboren, zur Stimme geworden, tragen wir Feuer in unseren Herzen. susurratio ducit ad aequitati
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